Vinyl rippen

Warum Schallplatten rippen?

Technisch gesehen ist die Schallplatte einer CD weit unterlegen. Das betrifft den Frequenzumfang wie auch den Dynamic Range usw. Trotz diesen Umstandes nutzt die CD nicht ihr Potential, da hier der Loudness War zum Einsatz kommt und der gute Klang außen vor bleibt. Weiterhin sind auf der CD die Obertöne beschnitten, da hier der Frequenzgang bei 44,1 kHz beschränkt ist.

Die Schallplatte wird meistens gekauft, um einen besseren Klang zu bekommen. Dafür wird das Mastering vor dem Pressen neu angepasst. Somit klingt die Schallplatte paradoxerweise oftmals besser als die CD.

Zu den Schallplatten wird oftmals ein Downloadcode oder eine CD dazugetan, um dem Käufer auch gleich das digitale Pendant mitzugeben. Die CD unterliegt leider den oben erwähnten Grundlagen und ist daher meist schlechter als das Vinyl selbst. Bei dem Download erhält man oftmals nur ein mp3-Verschnitt. Wenn man Glück hat, bekommt man wav-Dateien oder FLAC- bzw. ALAC-Dateien. Diese entsprechen oftmals der CD und haben somit meist nur eine Qualität von 16bit und 44,1kHz.

Den Mehrwert der Schallplatte sollte man sich auf die Festplatte holen, anstatt sich die zusätzlich zugehörige CD zu rippen oder gar den Downloadcode zu nutzen. Besonders EP's gibt es oftmals NUR auf Vinyl und muss daher sowieso von der Schallplatte gerippt werden.

Qualitativ höherwertigere Musik (mit mehr als 16bit und 44.1kHz und darüberhinaus vielleicht auch noch als Multichanel) ist recht selten und meist nur bei HiRes-Portalen zu bekommen.

Also: Schallplatten kaufen, rippen und überall in bester Qualität hören können. Als Zielqualität sollen hier 24bit und 96kHz erreicht werden.

Equipment

benötigtes Equipment:

  • Schallplattenspieler
  • Verstärker mit Phono-Eingang
  • bzw. Phonovorverstärker
  • digitales Diktiergerät
  • PC / Notebook
  • Audacity portable

Ich selbst benutze eine Technics 1200 MKII mit einer Ortofon OM20-Nadel. Dieser ist an einen Phono-Vorverstärker Musical Fidelity V-90LPS angeschlossen. Als Aufnahmegerät kommt bei mir das Diktiergerät Roland R-05 zum Einsatz. Die Einstellungen zum Diktiergerät finden sich hier.

Vorbereitung

Neue Schallplatten brauchen lediglich mit einer antistatisch wirkenden Bürste gereinigt zu werden. Dies ist im Normalfall völlig ausreichend.

Ältere Schallplatten benötigen zuvor eine intensivere Reinigung. Entweder mit einer entsprechenden Waschmaschine selber waschen oder waschen lassen. Oder man wendet die Cheap-Thrill-Methode an (so wie ich es tue). Die Anleitung dazu, siehe hier: Die Waschseiten: Die Cheap Thrill-Methode

Nach der Reinigung ist die Kette vom Schallplattenspieler zum Diktiergerät herzustellen. Das Diktiergerät ist so einzustellen, dass es mit 24bit und 96kHz aufnimmt.

Es ist auf dem gesamten Album die lauteste Stelle herauszusuchen und anzuspielen. Das dient dazu, dass man den Pegel am Diktiergerät entsprechend justieren kann. Hierbei sollte ruhig etwas untersteuert werden. Der Ausgleich wird später am Computer geschaffen.

Rippen

Beim Rippen sind akkustische Störungen zu vermeiden, d.h. die Musik sollte nur leise aus den Boxen kommen, besser noch nur über Kopfhörer gehört werden. Auch Trittschall ist möglichst zu vermeiden.

Die Aufnahme ist zu starten und die Nadel wird aufgelegt. Die jeweilige Schallplattenseite wird in einem Ritt aufgenommen. Am Ende wird am Diktiergerät Pause gedrückt und die Platte umgedreht. Dann wieder: Aufnahme, Nadel aufsetzen... bis alle Seiten des Albums in einer Datei im Diktiergerät vorliegen.

Auf, zum PC!

Zu erst wird die Datei auf den PC gespielt. Ich lege dazu ein temporäres Arbeitsverzeichnis an. Diese heißt Interpret - Albumname. Darunter gibt es das Verzeichnis Original. Hier kommt die aufgezeichnete Datei rein. Auch die von Audacity gemachten Daten werden später hier hereingespeichert. Die originale Datei wird dabei nicht verändert.  Ein zweiter Ordner wird mit FLAC benannt. Da kommen dann die fertigen Stücke letztendlich rein.

Dann wird Audacity gestartet und die Datei aus dem Ordner Original geöffnet. Auf Nachfrage ist hier die Datei direkt auszuwählen.

Die Datei ist komplett auf Knackser zu untersuchen. Grund ist der, dass diese oftmals lauter sind als die normale Musik. Beim anschließenden Normalisieren würden diese Knackser das Maximum darstellen und somit ein gutes Normalisieren verhindern. Die Musik wäre immer noch viel zu leise.

Die Knackser sind oft nur einige wenige hundertstel Sekunden lang. Man zoomt in den Bereich rein, bis die Wellenform die Samples anzeigt (man kann einzelne Punkte auf der Welle erkennen). Dann nimmt man das Zeichenwerkzeug (Icon Bleistift)  und zeichnet die Welle, wie sie eigentlich verlaufen sollte. Dadurch wird die Überhöhung der Lautstärke, die durch den Knackser entstand, auf "normal" reduziert. Der Knackser verschwindet nicht, sondern wird nur leiser und dadurch in den meisten Fällen nicht mehr hörbar.

Zoomwerkzeuge:

schrittweises vergrößern / schrittweises verkleinern / markierten Bereich auf Fenstergröße zoomen / ganze Datei anzeigen

Es werden auch die ruhigen Stellen zwischen den Titeln harausgesucht. Diese enthalten oft Kanckser, weil die Nadel aufgesetzt wird oder durch andere Störungen. Manchmal ist das Rauschen auch überaus laut. So werden diese Stellen markiert und mit Erzeugen > Stille im Bereich der Auswahl... auf lautlos gesetzt.

Jetzt kann ein guter Zeitpunkt sein, das Projekt zu speichern. Als Speicherort bietet sich das Verzeichnis an, n dem auch die Originaldatei liegt. Mit den Optionen (Alle Dateien kopieren (sicher)) aus dem folgendem Screenshot bleibt die Originaldatei unangetastet.

Dann kann man sich an das Normalisieren angehen. Dazu kann man auf die gesamte Datei zoomen und mit Strg+A die komplette Musik markieren. Mit Effekt > Normalisieren... wird ein neuse Fenster aufgerufen. Hier wird ein Haken bei Gleichspannung entfernen gesetzt. Maximale Amplitude ist auch anzuhaken und auf -1,0 dB zu setzen. Damit sollte auch genügend Headroom zum Abspielen vorhanden sein. Stereokanaäle dürfen nicht getrennt voneinander normalisiert werden. Also hier darf kein Haken gesetzt sein. Dann wird auf OK gedrückt und die Aufnahme wird auf die lauteste Stelle untersucht. Dann passt Audacity die Lautstärke soweit an, dass die lauteste Stelle 1 dB unterhalb von 0 dB leigt und somit ein Übersteuern ausgeschlossen ist. Das Ganze kann etwas Zeit in Anspruch nehmen.

Allgemein ist ein Headroom von 3 dB für Aufnahmen von 44,1 kHz ausreichend (CD-Qualität). Davon ausgehend ist bei 96 kHz ein Headroom von lediglich 1 dB ausreichend groß (grafisch im worst-case-Szenario ermittelt habe ich 0,7 dB).

Damit ist die Vorarbeit fertig und die Datei kann in die einzelnen Stücke getrennt werden. Dabei hat es sich bei getrennten Titeln bewährt, dass der jeweilige Titel etwa eine zehntel Sekunde vor dem Beginn der eigentlichen Musik startet. Der Cursor ist an diese Stelle zu fahren und mit Strg+B ist eine Marke, die den Beginn des Teitels definiert, zu setzen. Als Bezeichnung eignet sich die Titelnummer und der Buchstaben A (z.B. 01A). Am Ende eines Titels folgt eine Sekunde Stille. Dazu ist der entsprechende Bereich sauber am Ende des Titels für etwas mehr als eine Sekunde zu markieren und wie oben beschrieben in Stille umzuwandeln. Der Cursor ist an das Ende Titels (plus die eine Sekunde) zu fahren. Wieder ist  mit Strg+B eine Marke zu setzen. Als Bezeichnung eignet sich wieder die Titelnummer gefolgt von einem E (wie Ende), also hier: 01E. Später werden die einzelnen Titel an diesen Marken getrennt und die echten Titel sind die, die ein A (wie Anfang) aufweisen. Alle anderen Titel können dann gelöscht werden. aber dazu  weiter unten. Sollte mal eine Textmarke bearbeitet werden, kann deren Position über die Tabelle Bearbeiten > Textmarken > Textmarken bearbeiten... ändern.

Da das Taggen im Nachgang einfacher geht, verzichten wir jetzt darauf und schreiben die Musikstücke als einzelne FLAC-Dateien raus. Dazu folgender Befehl: Datei > Exportieren > Mehrere exportieren...

Im Screenshot kann man die Einstellungen sehen. Dann Exportieren drücken und die Abfrage der einzelnen Tags einfach durchweg bestätigen.

Alle Titel, die ein E im Titel der Datei haben, können jetzt gelöscht werden. Das Projekt kann in Audacity gespeichert werden. Wenn nach dem Probehören alles okay ist, können alle Projektdateien gelöscht werden. Zu behalten wären die FLAC-Dateien und die Ursprungsdateien der eigentlichen Aufzeichnung.

Abschließend sollten de Daten mit den entsprechenden Replay Gain-Informationen versehen werden. Wie das geschieht, habe ich hier beschrieben.

Jetzt können dir Tags mit MP3Tag gesetzt werden. Damit klar ist, worauf die Dateien im Ordner basieren, wird dieser wie folgt benannt: Jahr - Albumname - VR2496 - FLAC
Der Ordnername für die Originaldatei(en) sollte dann wie folgt benannt sein: Jahr - Albumname - VR2496 - wav
Beide Ordner werden ganz normal in die Riege der anderen Alben eingeordnet.

in kurzen Schritten

  • Platte vorbereiten (säubern etc.)
  • Eine Schallplatte bzw. ein komplettes Album möglichst in einer Datei aufnehmen (beim Seitenwechsel den Pausenknopf am Aufnahmegerät  benutzen)
  • Die Datei auf den PC kopieren und mit Audacity öffnen
  • Knackser bearbeiten und Nadelaufsetzknackser als Stille definieren
  • Textmarker setzen (Titelbegrenzung: 0,1 s vor und 1 s nach dem Titel)
  • Projekt speichern (Option: Alle Dateien kopieren)
  • Normalisieren (Gleichspannung (DC-Versatz entfernen und Obergrenze auf -1 dB)
  • Exportieren (als mehrere Dateien) ins FLAC-Verzeichnis
  • Alle "nutzlosen" Dateien löschen
  • Mit MP3Tag taggen
  • für iPod Verzeichnis kopieren und mittels xrecode II umwandeln lassen (16 Bit / 44,1 kHz)
  • foobar2000 (die FLAC- und ALAC-Alben getrennt aufrufen/behandeln!)
    • FLAC: Replay Gain + Dynamic Range Meter
    • ALAC; Replay Gain
  • Die DR-Daten bei Dr. Loudness hochladen
  • Die beiden Verzeichnisse ordentlich benennen und in das offizielle Verzeichnis kopieren und bei Kodi und iTunes einbinden